Außer Haus

AUSSER HAUS

Aktuell Hier finden Leserinnen und Leser unserer Webseite Informationen über frühere und laufende Veranstaltungen und Aktivitäten der Galerie Wannsee Verlag außerhalb der Galerieräume und in Zusammenarbeit mit anderen Ausstellern und Veranstaltern.

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Einladung
zur Ausstellungseröffnung

Marina Schnurre - Malerei 2010 - 2021
am Sonnabend, den 5. 9. 2021
in der Dorfkirche Petzow

siehe unter
Veranstaltungen - Aktuell


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Deutsch-Estnisch-Lettische Gemeinschaftsausstellung der Galerie-Wannsee-Verlag und des Saaremaa Museums 2016 in Kuressaare, des Hopner-Hauses in Tallinn und der Universitätsbibliothek in Riga.

Mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Botschaft Tallinn wird diese Ausstellung anschließend nach Lettland transportiert und dort von November 2016 bis Januar 2017 in der Historischen Bibliothek der Universität Riga gezeigt:

Johannes Niemeyer

Küsten und Städte - Bilder aus dem Baltikum
Rannad ja linnad – Baltimaades maalitud pildid
Coasts and Cities - Paintings of the Baltic region (1943)
Herausgeber Herwig Roggemann, Berlin in Zusammenarbeit mit Olavi Pesti, Kuressaare, Saaremaa Museum
Ausstellung/Näitus/Exibiti6. 7. – 31. 8. 2016 in Kuressaare (Arensburg), 8. 9. - 4. 9. 2016 in Tallinn (Reval), Estland/Estonia und /and 29. 11. 2016 - 31. 1. 2017 in Riga (Lettland/Latvia)

Diese Ausstellung in der 750 Jahre alten Bischofsburg Kuressaare/Arensburg ist eine Ausstellung besonderer Art. Einige der Bilder sind in der Stadt Kuressaare vor 73 Jahren schon einmal ausgestellt worden. Der damals 48-jährige Johannes Niemeyer war 1943 mitten im Kriege während der deutschen Besetzung ins Baltikum gereist – nicht um zu kämpfen sondern um zu malen.

Ergebnis dieser friedlichen Mission in unfriedlichen Zeiten sind diese „Bilder aus dem Baltikum“. Sie handeln nicht von Krieg und Zerstörung sondern von Menschen, ihrer Arbeit am Meer, von Fischern und Häfen und den traditionsreichen Städten. Die Schönheit und der besondere Charakter der Insel Saaremaa und ihrer Bewohner hat den Maler so fasziniert, daß er beides in zahlreichen Bildern festgehalten hat.

Johannes Niemeyer (1889 – 1980) gehört zu den vielseitigsten Künstlerpersönlichkeiten der Zwanziger bis Siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in Deutschland. Er war nicht nur ein hervorragender Maler sondern auch Architekt, Bildhauer , Raumausstatter und Designer. Er arbeitete von 1921 – 1924 als Dozent an der Burg Giebichenstein in Halle, neben dem Bauhaus in Weimar damals eines der wichtigen Zentren für Kunst und Gestaltung in Deutschland. Bauten von Niemeyer im Stil des “Neuen Bauens” in Halle, Leipzig und Berlin fanden viel Beachtung. Erste Ausstellungen seiner Malerei fanden 1920 in Oslo und Karlsruhe statt. In einer großen Retrospektive würdigte 1990 die Berlinische Galerie im Gropius Bau sein Gesamtwerk. Eine Gemeinschaftsausstellung mit seinem Bruder Otto Niemeyer-Holstein veranstalteten 1997 Museen in Greifswald, Kiel und Potsdam. Eine ständige Ausstellung ausgewählter Werke zeigt die Galerie Wannsee Verlag in Berlin (www.galerie-wannsee-verlag.de).

Der Berliner Galerist ist den estnischen Organisatoren dieser Ausstellung dankbar für die Initiative und die fruchtbare Zusammenarbeit, die zu diesem bemerkenswerten Ergebnis geführt hat.

Die Reise der Bilder aus Berlin nach Saaremaa und Tallinn ist nicht nur ein Kunstereignis. Sie ist nach schrecklichen Irrtümern und schmerzhaften Verlusten der Vergangenheit ein selbstverständlicher Teil unseres heutigen Lebens in einem gemeinsamen, friedlichen Europa. Auch das ist Teil der zeitlosen Botschaft dieser Kunstwerke für uns.

This is a special exhibition. Some of this paintings have been exhibited in Kuressaare/Arensburg already 73 years ago . Johannes Niemeyer (1889 – 1980) had travelled in 1943 as a „German Painter“ to the Baltic States under the regime of the German occupation. But the artist came here for four month not for fighting but for painting.

Result of this peaceful mission in times of cruel war are these paintings from the Baltic Region. They do not deal with war and destruction but with landscape, with people at work, fishermen at the Seaside, peasants and with traditional old towns. The artist was impressed by the beautiful scenery of the Seaside and the character of villages and people living here. So he created quite a number of paintings, mostly in pastel, of the Island of Saaremaa, its villages and inhabitants. In his sceneries as well as in paintings of towns and portraits Johannes Niemeyer proves himself as an excellent realist. His paintings make him an archivar of our European memory.

Johannes Niemeyer is one of the most multi-talented German artist of his time. He was painter, architect, sculptor and designer. From 1921 until 1924 he worked as a docent at the Burg Giebichenstein in Halle– during the famous “Twenties” in Germany after the Bauhaus in Weimar one of the most important art-centers. A first exhibition of his paintings took place 1920 in Oslo and Karlsruhe. In 1990 the Berlinische Galerie organized a retrospective exhibition including the different aspects of his work. In 1997 both brothers and artists Johannes Niemeyer and Otto Niemeyer-Holstein were presented in exhibitions by museums in Greifswald, Kiel and Potsdam. A permanent collection of the Paintings and sculptures by Johannes Niemeyer from the Twenties to the Seventies of last century is exhibited by the Galerie Wannsee Verlag in Berlin (www.galerie-wannsee-verlag.de).

The owner of the Berlin gallery is grateful to the Estonian organizers of this exhibition for their initiative and fruitful collaboration in realizing this remarkable exhibition at the traditional place of the old Bishops Castle.

The journey of the paintings from Berlin to Saaremaa and Tallinn and back to Berlin is not just an event of art. This exhibition is after terrible errors of our past also an example of our normal life in a peaceful united Europe of today – and thus is part of the timeless message of art.

 Die 1260 vom deutschen Ritterorden erbaute Bischofsburg Kuressaare/Arensburg ist die größte und am besten erhaltene Burg im Baltikum. Sie war mehr als 200 Jahre lang Sitz der Bischöfe von Saaremaa/Ösel-Wiek. Danach wechselten dänische, schwedische, russische Herrschaft. Seit 1991 ist die Burg Eigentum des estnischen Staates und mit zahlreichen Kunstschätzen und Ausstellungen zum größten Museums Estlands geworden.

The Bishops Castle of Arensburg/Kuressaare, built 1260 by the Deutschritterorden, is the biggest and best conserved fortress in the Baltic states of today. More than 200 years it was the seat of the Bishop of Saaremaa/Ösel-Wiek. After Danish, Swedish and Russian Regime the Castle since 1991 is property of the Estonian State. With numerous objects of art and history and many exhibitions and other activities the Saaremaa Museum is now the most important Estonian museum.

 

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Johannes Niemeyer Ausstelliungen 2016/2017 in Kuressaare/Arensburg, Tallinn/Reval und Riga
 
Die Johannes-Niemeyer-Ausstellungen im Sommer 2016 im Saaremaa-Museum Kuressaare/Arensbug, im Herbst 2016 im Kulturhaus Hopneri Maja/Hopner Haus in Tallin und im Winter 2016/2017 im Veranstaltungssaal der Historischen Universitätsbibliothek Riga, von den estnischen (Olavi Pesti und Anna-Liisa Oispuu im Saaremaa-Museum in Kuressaare, Anne Velt und Annely Pantalon im Hopner-Haus in Tallinn) und lettischen (Dr. Venta Kocere in Riga) Veranstalterinnen und Veranstaltern mit großem Engagement und ebensolcher Sachkunde durchgeführt, fand sowohl in Estland wie in Lettland lebhaftes Interesse.
Die estnische Presse berichtete unter der Überschrift: "Johannes Niemeyer ist nach 73 Jahren zurückgekehrt". Und die führende estnische Kunstzeitschrift Sirp - Eesti Kultuurileht widmete der Niemeyer-Ausstellung in Heft 33 v. 19. 8. 2016 einen ausführlichen Bericht samt großer Reproduktion des Selbstbildnisses des Malers.
In Riga führte der Präsident der Lettischen Akademie der Wissenschaften, Prof. Dr. Ojars Sparitis zusammen zusammen mit der Direktorin der Universitätsbibliothek Riga, Frau Dr. Venta Kocere, und dem Berliner Galeristen, Prof. Dr. Herwig Roggemann, in die Ausstellung ein. Zu den Teilnehmern der gut besuchten Veranstaltung gehörten der Botschafter der Republik Estland in der Republik Lettland, Herr Tonis Nirk und der Rechts- und Kulturreferent der Deutschen Botschaft in Lettland, Alexander Tschuikow.
Oilme Salumae, die Witwe des verstorbenen wissenschaftlichen Ausstellungsleiters des Saaremaa-Museums und Initiators dieser Ausstellung, Raul Salumae, berichtete über die anrührende Vorgeschichte dieser Ausstellung, die mit einem Niemeyer-Bild über dem Schreibtisch des Gemeinde-Vorsitzenden von Kuressaare aus dem Jahre 1943 begann und nach Jahren der Suche nach dem Maler schließlich im Januar 2015 nach Berlin und von dort im Sommer 2016 zurück nach Kuressaare/Arensburg führte.
 
Eine Anschluß-Ausstellung dieser "Bilder aus dem Baltikum" von Johannes Niemeyer in Deutschland ist vorgesehen.
 
 
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Ausstellungen deutscher Maler 1943 und 1944 im Baltikum
 
Eine große Gemeinschaftsausstellung deutscher Maler fand im März 1944 im Städtischen Kunstmuseum in Riga statt.
Anläßlich der Johannes-Niemeyer-Ausstellung im November 2016/Januar 2017 in der Historischen Universitätsbibliothek Riga (10 Rüpniecebas Str., Riga LV-1235) legte die Direktorin der Bibliothek, Frau Dr. Venta Kocere, dem Berliner Mitveranstalter Prof. Dr. Herwig Roggemann einen Katalog dieser Ausstellung aus dem Jahre 1944 vor: "Die Große Gilde zeigt Ostlandstudien deutscher Maler. Städtisches Kunstmuseum vom 4. - 19. März 1944", Riga 1944".
Zu den damals ausgestellten Künstlern gehörten neben Johannes Niemeyer, der allein mit 40 der 189 ausgestellten Werke vertreten war, von denen die vier in den Band aufgenommenen Reproduktionen im kraftvollen Zugriff auf den Bildgegenstand und dem spannungsreichen Bildaufbau herausragen und seine unverwechselbare Handschrift zeigen, Wilhelm Ahlers, Bad Schwartau; Wilhelm M. Busch, Breslau; Bodo von Campenhausen, Berlin; Albert Hennig, Berlin; Hans List, Berlin; Franz Lünstroth, Berlin; Axel Sponholz, Köln; Siegward Sprotte, Potsdam-Bornstedt.
Der Maler Wilhelm Ahlers aus Norddeutschland war im Auftrag des damaligen Reichskommissars für das besetzte Baltikum und der Maler und Architekt Johannes Niemeyer im Auftrag des damaligen Ostministeriums für die besetzten Ostgebiete ins Baltikum gereist.
In seinem im Museumsjahrbuch des Saaremaa-Museums 2017 erscheinenden Beitrag "Deutsche Maler auf Ösel während des 2. Weltkriegs" geht Ralf Baltes, der Vorsitzende des Vereins "Interessengemeinschaft Ösel 1941 - 1944 Neu", diesen beiden Ausstellungen näher nach. Seiner Arbeit verdanken die folgenden Ausführungen einzelne Zitate und Hinweise.
Eine weitere Einzelausstellung der "Bilder aus dem Baltikum" von Johannes Niemeyer wurde am 19. September 1943 in Arensburg/Kuressaare im dortigen Schulgebäude eröffnet.

Dazu heißt es in der Tageszeitung "Meie Maa" v. 18. 9. 1943:
"Am Sonntag (den 19. 9. 1943) um 10:30 Uhr wird in den Räumen der Grundschule eine Kunstausstellung eröffnet, in der die Werke des berühmten Berliner Landschaftsmalers Prof. Niemeyer ausgestellt werden. Bei der eröffnung werden wahrscheinlich auch der Leister der estnischen Selbstverwaltung, Dr. Hjalmar Mae, und der Gebietskommiossar von Ösel/Wiek, H. Schröder, u. a. teilnehmen".
Einige der damals ausgestellten Pastelle Niemeyers sind auch Bestandteil der heutigen Ausstellung "Bilder aus dem Baltikum". Andere Bilder existieren nur noch in Gestalt damaliger Fotos, die vom Stellvertretenden Leiter des Saaremaa-Museums, Olavi Pesti, für diese Ausstellung auf einer großen Schautafel reproduziert wurden.

Die ambivalente und problematische Rolle der Kunst im politischen Kontext des damaligen Baltikums als eines historisch-geografischen Zwischenraums in der Auseinandersetzung zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und der stalinistischen Sowjetunion und den Machtansprüchen dieser beiden aggressiven Diktaturen in Europa verdeutlicht auch der Hinweis Raul Salumaes auf die Notiz in der Zeitung "Meie Maa" v. 21. 9. 1943:
"Im Jahre 1943 feierte man in vielen Veranstaltungen den zweiten Jahrestag der Befreiung von der sowjetischen Okkupation. Zu den Feierlichkeiten gehörte auch die Ausstellung der Bilder des Berliner Professors Johannes Niemeyer in zwei Klassenräumen des Grundschulgebäudes". 
Eins der Bilder, "Schloßstraße in Arensburg"/Kuressaare, hatte Johannes Niemeyer der Stadtverwaltung 1943 zum Geschenk gemacht. Es hing seitdem und während der folgenden Jahrzehnte im Zimmer des Vorsitzenden des Exekutivkomitees der Stadtverwaltung von Kuressaare, damals Kingissepa. Dem Gerücht, das Bild sei das Geschenk eines deutschen Offiziers an die Stadt, konnte erst nach Wende und Wiedergewinnung der Unabhängigkeit Estlands seit 1991 nachgegangen werden. Und erst 2013 fand der damalige wissenschaftliche Ausstellungsleiter des Saaremaa-Museums, Raul Salumae, den Namen des Malers und seines Nachlaßverwalters in Berlin. Und aus seinem Besuch und langem Arbeitsgespräch in der Galerie Wannsee im Januar 2015 entwickelte sich die Idee zu dieser Ausstellung.

Der Maler, Architekt und Designer Johannes Niemeyer ist Estland und der Insel Saaremaa/Ösel nicht nur durch seine Malerei und deren Ausstellungen von 1943 und 2016, sondern auch in seiner Eigenschaft als Architekt und Entwerfer eines Denkmals für die Gefallenen Soldaten verbunden.
Im Ausstellungskatalog von Riga aus dem Jahre 1944 heißt es dazu:
"Niemeyers beide Söhne, der eine war Maler, sind 1942 in Rußland gefallen. Mit im Gedenken an Sie errichtete er bei Arensburg auf Ösel ein Kriegerehrenmal".
Die Inschrift auf diesem in Form eines Obelisken aufgeführten Gedenksteins auf dem Kudjape-Friedhof auf Saaremaa/Ösel, lautete:
"Daß ich die Hand noch rühren kann, das danke ich Dir Du stiller Mann".
Daß es sich hierbei um eine Verszeile des seinerzeit bekannten Gedichts "Die Dankesschuld" des national-patriotischen Dichters Walter Flex (1887 - 1917) aus der Zeit um den Ersten Weltkrieg handelt, stellte zuerst der vormalige wissenschaftliche Direktor des Saaremaa-Museums, Raul Salumae, fest. Auf dessen Initiative geht auch die Wiedererrichtung des Grabmals von Walter Flex auf dem Friedhof von Pöide/Peude auf Saaremaa/Ösel zurück.
Eine Beziehung Johannes´ Niemeyers zu diesem Gedicht von Walter Flex liegt nahe. Denn der Tod seiner beiden Söhne - deren einem, Helmut Niemeyer, die Galerie Wannsee vor 30 Jahren eine posthume Ausstellung sener Pariser Ölbilder gewidmet hat - stellte ihn vor die Frage nach dem Sinn des Soldatentods, auf die er in dieser Weise eine Antwort gesucht haben mochte. Auch stand die Ehefrau Johannes Niemeyers, Hella Simon, Tochter des Reichsgerichtspräsidenten in Weimarer Jahren, dem Stefan-George-Kreis und damit ähnlichen Gedanken nahe.
Es ist dies nicht das erste und einzige von Johannes Niemeyer konzipiertes Totendenkmal. Ein von ihm entworfenes Kriegerehrenmal im Innenraum einer Klosterruine wurde 1923 in Halle-Nietleben eingeweiht und ein großes Grabmal auf dem Friedhof in Königswinter im Jahre 1929.
Das Denkmal von 1943 auf dem Friedhof von Ösel ist seit dem Kriegsende 1945 verschollen. Über seinen Verbleib konnte bisher noch nichts in Erfahrung gebracht werden.  
 
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